39 Spiele. 20 Tore. 9 Assists. Johannes Eggestein hat im Dienste der Schwarz-Weißen ordentlich abgeliefert. Doch nicht nur sportlich, auch und insbesondere menschlich war der 23-jährige Norddeutsche eine echte Bereicherung für den LASK. Im letzten Interview als LASKler blickt Eggestein zurück – und verrät, welches österreichische Wort er mit nach Deutschland nimmt.
230 Tage LASK. So lange war Dein Abenteuer bei uns in Linz. Beginnen wir mit Deinem allgemeinen Fazit – hat sich das Experiment LASK für Dich gelohnt?
Es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Für mich und den Verein war es eine sehr intensive Zeit, die mit der UEFA Europa League und dem Cup-Finale einige große Spiele zu bieten hatte. Sicherlich waren auch Spiele dabei, die nicht so gut gelaufen sind – aber unter dem Strich war die Saison dennoch in Ordnung. Für mich persönlich war die Zeit beim LASK sehr erfolgreich: Mein Ziel war es, Spielpraxis zu sammeln. Die habe ich bekommen. Darüber hinaus hatte ich viele Torbeteiligungen, das gibt mir viel Selbstvertrauen für die Zukunft. Es hat wirklich viel Spaß gemacht!
Was war Dein persönliches Highlight beim LASK?
Sicherlich das 3:3 im Rückspiel gegen Tottenham. Das war ein echtes Offensivspektakel von uns, wir haben eine tolle Leistung gezeigt und die Spurs richtig gefordert.
Hat der LASK und die österreichische Bundesliga Überraschungen bereit gehalten? Also Dinge, die Du vielleicht anders erwartet hättest?
Ich habe mich auf den Wechsel schon sehr genau vorbereitet, wusste über die Spielstärke der Liga gut Bescheid. Eine Sache – die mich nicht überrascht, aber sehr positiv gestimmt hat – war sicherlich unsere Mannschaft: Der Kader ist sehr homogen, alle sind auf einer Wellenlänge. Das hat mir den Einstieg zu Beginn sehr leicht gemacht. Dass ich so schnell und so gut aufgenommen werde, damit konnte ich nicht rechnen.
Die österreichische Bundesliga ist doch eine etwas ruhigere Bühne als die deutsche Bundesliga – war das für Dich eine willkommene Abwechslung?
Auf jeden Fall. In meinem letzten Jahr bei Werder Bremen hatten wir eine echt verkorkste Saison, die mediale Aufmerksamkeit war enorm. Beim LASK bin ich dann bei einer Mannschaft gelandet, die um die internationalen Startplätze mitspielt und offensiven Fußball spielt – das hat mir persönlich sehr gut getan.
Der LASK war Deine erste Auswärtsstation, zuvor warst Du ausschließlich in Norddeutschland bei Havelse und eben Werder aktiv – was hat dieser Schritt raus aus dem gewohnten Umfeld mit Dir gemacht?
Es war eine enorm hilfreiche Erfahrung, nicht nur für mich als Spieler, sondern ganz besonders auch menschlich: Ich durfte ein neues Land, eine neue Kultur, neue Leute kennenlernen. Die Philosophie des LASK kennenzulernen, war eine weitere spannende Erfahrung. Jeder Verein hat seine eigene Denkweise. Ich bin seit vielen Jahren in Bremen, da hat es gut getan, auch mal aus dieser Komfortzone rauszukommen und andere Herangehensweisen zu sehen. Es war außerdem das erste Mal, dass ich für längere Zeit auf mich allein gestellt war und weiter weg von meiner Familie und Freunden war. An dieser Erfahrung bin ich sicher auch gewachsen.
Linz war in den vergangenen Monaten nicht nur dein Arbeits- sondern auch dein Wohnort. Wie hat Dir die Stahlstadt gefallen?
Ganz ehrlich, in meinen ersten Wochen in Linz war alles ein bisschen Grau in Grau: Österreich war im Lockdown, auf den Straßen war niemand unterwegs, dazu Nieselregen-Wetter. Aber ich kann mittlerweile sagen, dass dieser erste Eindruck wirklich getäuscht hat: Mittlerweile habe ich viele schöne Seiten von Linz entdeckt, besonders gerne war ich entlang der Donau unterwegs, hab‘ mich auf eine Bank gesetzt, die Sonne genossen und das Treiben beobachtet. Der Pöstlingberg hat mich auch beeindruckt – also mittlerweile hat mich Linz voll überzeugt.
Sprechen wir über die Zukunft: Der Leihvertrag geht zu Ende, für Dich geht es wieder zurück nach Bremen. Aus heutiger Sicht: Was ist dein Plan für die Zukunft, wo solls sportlich hingehen?
In erster Linie geht’s für mich darum, mich sportlich weiterzuentwickeln. In Bremen wird’s mit einem neuen Trainer in die neue Saison gehen. Da gilt es noch abzuwarten, wie die Pläne des Vereins für die Zukunft aussehen. Aber ganz grundsätzlich ist für mich klar: Ich möchte eine gute Perspektive aufgezeigt bekommen, damit es für mich nicht wieder so läuft, wie im letzten Jahr und ich mehr Spielpraxis bekomme.
Die obligatorische Dialekt-Frage: Gibt es irgendeinen österreichischen Begriff, den du mit nach Deutschland nehmen wirst?
Mittlerweile haben sich einige Wörter ihren Weg in meinen Wortschatz gebahnt. Ganz vorne mit dabei ist sicher der „Schmäh“. Das Wort habe ich hier beim LASK oft gehört und ich finde es trifft den Wortsinn des Scherzes ganz wunderbar. Und „Servus“ hat zumindest vorübergehend das norddeutsche „Moin“ abgelöst.
Wird man Dich mal wieder in Linz zu Gesicht bekommen?
Mit dem ein oder anderen Teamkollegen habe ich schon geflachst, dass ich – wenn das neue Stadion fertig ist – mal wieder auf Besuch komme. Und das soll kein Flachs bleiben, sondern auch in Erfüllung gehen. Ich habe hier in Linz viele tolle Kontakte geknüpft, deshalb bin ich guter Dinge, dass ich in Zukunft mal wieder vorbeischaue.
Das heißt, Loge 1, Sitzplatz 13 können wir schon mal reservieren?
Sitzplatz 13 auf jeden Fall (lacht).