Andrade: „Unser Team besteht aus Siegertypen“


Im Sommer 2018 verpflichtet der LASK Andrés Andrade. Zweieinhalb Jahre später hat sich unsere Nummer 30 in der schwarz-weißen Innenverteidigung etabliert und beeindruckt mit souveränen Auftritten. Im Interview erzählt Andrés von seiner Fußballjugend in Panama, seinen Abenteuern in Mexiko und einem Stangenschuss, der ihm ganz besonders in Erinnerung bleiben wird.

La versión castellana de la entrevista con Andrés Andrade se encuentra por aquí!

 

Andrés, sprechen wir zunächst über deine fußballerischen Anfänge – wann hast du angefangen, dem runden Leder hinterherzujagen?

Ich bin in Panama-Stadt geboren und habe schon im Alter von vier Jahren mit dem Fußballspielen begonnen. Mein Heimatverein ist der San Francisco FC, der nicht weit von meinem Heimatort entfernt liegt. Dort habe ich alle Jugendmannschaften durchlaufen und meinen ersten Profivertrag unterschrieben. Nach zwei Jahren in der zweiten und ersten Mannschaft von San Francisco habe ich dann den Schritt ins Ausland gewagt.

 

Wollte schon der vierjährige Andrés Profifußballer werden oder hat sich das erst mit der Zeit entwickelt?

Also zu Beginn habe ich nicht daran geglaubt, eines Tages Profifußballer werden zu können. Aber mit jedem Jahr bin ich diesem Ziel ein Stück näher gerückt und nun ist es Realität! Jetzt setze ich alles daran, meine Ziele mit dem LASK zu erreichen – ich möchte noch lange hierbleiben.

 

Bevor wir uns genauer über deine Ziele beim LASK unterhalten, springen wir nochmal in deine Zeit in Mittelamerika zurück: 2017 bist du nach Mexiko gewechselt, zunächst für ein halbes Jahr zu Deportivo Toluca und dann für weitere sechs Monate zu Querétaro. Wie waren diese ersten Auslands-Stationen für Dich?

Es war auf jeden Fall eine Herausforderung. Der mexikanische Fußball ist anders als der Fußball in Panama, er ist schneller und technischer. Aber es ist mir gelungen, mich schnell anzupassen.

Auch abseits des Platzes war es eine tolle Erfahrung, ich durfte die mexikanische Kultur kennenlernen: Die Menschen, das Essen und eben auch der Fußball waren anders, als ich das aus Panama gekannt habe.

2017 bist du erstmals nach Europa gekommen, damals für ein Probetraining bei Zenit St. Petersburg – wie war diese erste Erfahrung mit einem europäischen Klub für dich?

Es war sehr spannend und schön. Ich bin zum Trainingslager von Zenit nach Sevilla geflogen und konnte dort mein Können zeigen. Gleichzeitig war es für mich ziemlich schwierig, weil ich damals nur Spanisch sprechen konnte und Russisch nicht gerade die einfachste Sprache ist. Aber es war auf jeden Fall eine sehr wertvolle Erfahrung, durch die mir klar geworden ist, dass ich auf jeden Fall nach Europa wechseln möchte.

 

Das ist dir ein Jahr später auch gelungen, im Sommer 2018 bist du zum LASK gewechselt und warst zunächst für den Kooperationsverein FC Juniors OÖ im Einsatz. Wenn du zurückdenkst, was war dein erster Eindruck von Österreich?

Der Fußball in Österreich ist noch einmal schneller als in Mexiko oder Panama – daran musste ich mich gewöhnen. Die Menschen hier habe ich immer als sehr nett wahrgenommen und die tolle Unterstützung unserer Fans im Stadion hat mich sehr beeindruckt. Ich hoffe, wir können das bald wieder erleben.

Überhaupt halte ich Österreich für ein sehr lebenswertes Land. Die Landschaft ist wunderschön und im Winter gibt es Schnee – das ist für mich jedes Mal wieder eine sehr schöne Erfahrung.

 

Deinen ersten Einsatz für den LASK hattest Du Anfang der Saison 2019/20 – in diesem Jahr ist Dir dann der Durchbruch gelungen und Du bist in vielen wichtigen Partien aufgelaufen. An welche Spiele erinnerst Du Dich besonders gerne?

Das UEL-Achtelfinale gegen Manchester United wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich kann mich an eine Chance von mir erinnern, bei dir ich die Stange getroffen habe. Um ein Haar hätte ich gegen Man Utd getroffen. Aber auch so war es einfach unglaublich, als panamaischer Spieler gegen einen solchen Topklub anzutreten. Auch das Rückspiel gegen Tottenham im Dezember war für mich toll – ich habe eine gute Leistung gezeigt und konnte der Mannschaft mit der Torvorlage zum 2:2 weiterhelfen.

Im September hast Du deinen Vertrag bis 2024 verlängert – welche Ziele strebst Du mit dem LASK in den nächsten Jahren an?

Unser Team besteht aus vielen Siegertypen. Wir wollen in jedem Spiel unsere beste Leistung zeigen – im Herbst ist uns das oft gelungen. Im Frühjahr sind wir jetzt neben der Bundesliga auch noch im ÖFB-Cup vertreten – in beiden Bewerben wollen wir eine gute Rolle spielen. Was mich persönlich betrifft, so möchte ich der Mannschaft tatkräftig weiterhelfen und so viele Spiele wie möglich absolvieren.

 

Nicht nur beim LASK, auch im Nationalteam hast du mittlerweile Fuß gefasst. 2018 hast du dein Teamdebüt für Panama gefeiert, in der letzten Länderspielpause warst du in beiden Spielen im Einsatz. Was bedeutet es dir, für Panama zu spielen?

Es ist einfach fantastisch! Gegen Japan habe ich im November mein erstes Länderspiel über 90 Minuten absolviert – das macht Lust auf mehr. Für Panama spielen zu dürfen ist eine große Ehre, ich hoffe es kommen noch viele Länderspiele dazu.

Hast Du ein fußballerisches Vorbild?

Ich habe sogar zwei. Auf der Linksverteidiger-Position beeindruckt mich Marcelo ganz besonders und als Innenverteidiger orientiere ich mich an Sergio Ramos, der nicht nur unglaubliche fußballerische Qualität mitbringt, sondern sowohl auf als auch neben dem Platz tolle Führungsqualitäten beweist.

 

Ein Linksverteidiger und ein Innenverteidiger – das sind genau deine Positionen. Im panamaischen Nationalteam wirst du links eingesetzt, beim LASK in der Regel als Innenverteidiger – welche Position bevorzugst du?

In früheren Jahren hat mir die Linksverteidiger-Position besser gefallen – aber mittlerweile bin ich richtig reingewachsen in meine Rolle als Innenverteidiger und so macht es für mich nun keinen Unterschied mehr, auf welcher Position ich spiele.