„Da bekommst du eine Gänsehaut!“


Seit über 20 Jahren ist der Linzer Günther Lainer als freischaffender Künstler tätig, mischt dabei unter anderem regelmäßig die ORF-Rate-Show „Was gibt es Neues?“ auf. In seiner Freizeit frönt der sympathische Oberösterreicher außerdem seiner Liebe zum runden Leder.

Im Interview mit dem „Nullachter“ erzählt uns der Top-Kabarettist unter anderem, wie er im Bubenalter LASK-Fan wurde und welche Parallelen er zwischen Kabarettisten und Fußballern erkennt.

Wie im Kulturbereich, mussten im vergangenen Jahr auch im Fußball die Zuschauerränge größtenteils leer bleiben. Was geht Ihnen beim Anblick von sogenannten „Geisterspielen“ im Fernsehen durch den Kopf?

Grundsätzlich hat sich für den Zuseher einiges verändert. So kann man nun mithören, was Spieler, Trainer, Betreuer und Schiedsrichter während der Begegnung sagen. Das ist mitunter hochinteressant. Auch ist es für die gegnerische Mannschaft nun einfacher, Kommandos der jeweils anderen Seite zu hören. Ich sehe mir viele Spiele, darunter natürlich jene mit LASK-Beteiligung, aber auch welche aus England an. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie schnell man sich an diese veränderte Situation gewöhnt hatte. So war es zuletzt fast schon ungewöhnlich, als man in England wieder Zuschauer schreien hörte. Ich hoffe natürlich, dass die Spiele schon bald wieder vor Publikum stattfinden können, zumal die Stimmung sehr viel ausmacht. Ich gehe natürlich viel lieber ins Stadion, als mir das Spiel im Fernsehen anzusehen.

Viele kennen Sie u.a. als Kabarettist, Schauspieler sowie als Mitglied der bekannten ORF-Raterunde „Was gibt es Neues?“. Wo bzw. an welchen Stellen orten Sie Parallelen zwischen Fußball und Kabarett?

Es gibt viele Parallelen. Ich habe einmal im Rahmen der Bruno-Gala eine Laudatio auf Thomas Goiginger gehalten. Dort habe ich die Gemeinsamkeiten ausführlich thematisiert. So eint uns beispielsweise der Umstand, dass man uns bei der Arbeit zusieht. Beide Bereiche stellen auch Unterhaltung dar. Beim Fußball unterhältst du natürlich besser, wenn die Heimmannschaft gewinnt bzw. das Ergebnis passt, beim Kabarettprogramm werden die Leute auch besser unterhalten, wenn ihr Geschmack getroffen wird, als wenn man es nicht bringt. Beim Kabarett gibt es den Regisseur, beim Fußball den Trainer, der sagt, was gespielt werden soll. Ersterer kann während der Veranstaltung halt nicht mehr eingreifen und Leute einwechseln, die Pause von 15 Minuten ist bei uns aber wieder ähnlich ausgestaltet. Darüber hinaus gibt es manchmal eine Zugabe (Verlängerung) sowie eine zweite Zugabe (Elfmeterschießen). Auch ist den Fußballern und uns Kabarettisten gemein, dass wir – wenn wir zur Arbeit gehen – das Wort „Spielen“ gebrauchen. Dieser Begriff ist im beruflichen Kontext natürlich ein sehr positiver. Beim Fußball und im Kabarett ist das Wichtigste: Ohne Wuchtel geht gar nichts!

Wie sind Sie einst LASK-Fan geworden?

Nicht selten entscheidet der Zufall, mit welcher Mannschaft man es hält. Oft kristallisiert sich das in der Kindheit heraus. Mein Vater stammt aus dem Pinzgau – er ist übrigens der Großcousin des Vaters von Leo Lainer (Anm. ehem. Österreichischer Teamspieler und wiederum Vater von Gladbach-Akteur Stefan Lainer) und hat mich als achtjährigen Bub ins Linzer Stadion mitgenommen, um mir beim Spiel zwischen dem LASK und Austria Salzburg „eine super Mannschaft“ zu zeigen. Er wollte damals natürlich, dass ich Salzburg-Fan werde. Es hat sich dann aber so zugetragen, dass der LASK das Spiel 2:0 gewinnen konnte und ich zum Schluss gekommen war, dass der LASK die super Mannschaft ist. Auf diese Weise bin ich LASK-Fan geworden. Interessant ist umgekehrt, dass ich dasselbe mit meinem Sohn gemacht habe und ihn wiederum zu einem Spiel der Athletiker gegen Rapid Wien mitgenommen habe, um ihm eine „super Mannschaft“ zu zeigen. Seitdem ist er Rapid-Fan.

Beim LASK hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Vereins?

Die Entwicklung ist natürlich ein Wahnsinn. Als ich vor sieben Jahren auf die Gugl gegangen war, habe ich Regionalliga-Spiele gesehen, vorletzten Sommer habe ich dann am selben Ort die Champions-League-Hymne gehört. Da bekommst du Gänsehaut. Ich erinnere mich, dass ich früher bei 250 Leuten gegen Lustenau im Stadion war. Wenn du im Kabarett 250 Zuschauer hast, ist das super, wenn in ein Stadion so viele reinpassen, ist das eher traurig. So wie bei uns das Geschehen auf der Bühne, ist im Fußball das Spiel nur die Spitze des Eisbergs. Darunter spielen viele Faktoren eine Rolle. So muss es wirtschaftlich stimmen, das Umfeld muss passen, du musst ein gutes Programm haben und gut trainieren bzw. proben. Der LASK hat sich einfach in jeder Beziehung weiterentwickelt. Wie im Kabarett, ist es dann auch im Fußball kein Zufall, wenn man an einem gewissen Punkt steht. Früher haben mich meine Wiener Kollegen stets gefragt, ob es den LASK noch gibt, wo er denn aktuell spielt, heute gratulieren sie mir und sagen: „Das war wieder ein super Spiel vom LASK!“ Sie wissen jetzt, wer der LASK ist, und sind überrascht, wie gut sich der Verein entwickelt hat.

Welche gesamtgesellschaftliche Bedeutung kommt dem LASK Ihrer Meinung nach in Linz und Oberösterreich zu?

Ich denke, dass der LASK mit dem Stadionumbau nicht nur in Oberösterreich, sondern in Gesamt-Österreich noch einmal einen höheren Stellenwert bekommt. Auf Linz bezogen, wäre es schön, wenn es auch wieder einmal ein Linzer Derby gäbe, wie früher, als es LASK gegen VÖEST hieß. Ich habe auch viele Freunde, die VÖESTler sind, und wir mögen uns trotzdem. Es geht im Spiel auch um die Vielfalt, ich mochte die Derbystimmung immer, solange sie nicht aggressiv war. Gesunde Konkurrenz gibt es auch im Kabarett. Man hat Kollegen, die etwas anderes machen, dann spielt man mal gemeinsam auf der Bühne. Das ist natürlich kein Wettkampf, aber jeder will natürlich gut angekommen.

Wie haben Sie die Corona-Krise im Hinblick auf Ihre künstlerische Tätigkeit verbracht?

Ich habe sehr viel geschrieben, unter anderem an einem Solo-Programm. Auch schreibe ich beispielsweise eine Kolumne für die Oberösterreichischen Nachrichten. Darüber hinaus habe ich einiges für das Fernsehen gemacht, „Was gibt es Neues“ ist ja weitergelaufen. Es wurden ein paar Sendungen aufgezeichnet, auch gab es Kabarett-Auftritte im Fernsehen. Daneben habe ich zuhause zusammengeräumt, Serien geschaut, war spazieren, habe gekocht, gegessen, getrunken. Mein Motto ist es, bezüglich Einstellung positiv und hinsichtlich Corona negativ zu bleiben.

Bei Betrachtung Ihrer Biographie als Kabarettist fällt auf, dass Sie bei sehr vielen Projekten den Doppelpass mit anderen Kollegen gespielt haben. Lässt sich auch daraus eine Querverbindung zu Ihrer Liebe zum Fußball als Mannschaftssport ziehen?

Ich pflege grundsätzlich eine Liebe zum Spiel. Das Fußballspiel ist für mich konkret etwas Besonderes, da es einfach ein schönes ist. Man muss gemeinsam zu elft etwas erreichen. In unserer Gesellschaft ist es mehr so, dass man alleine weiterkommen muss, hier wird aber an einem Strang gezogen. Man hört bei den Interviews häufig, dass sich Torschützen vorrangig für die Mannschaft freuen. Das mag ich. Der leider verstorbene Dietmar Ehrenreich und ich haben uns für das leider bereits vergriffene Buch „Querpässe“ jeden Mittwoch eine Fußballgeschichte zugespielt. Es ist generell einfach schön, über Fußball zu reden. Das verhält sich wie mit dem Wetter. Wenn du jemanden triffst, der auch gerne Fußball schaut, kannst du dich stundenlang darüber unterhalten.

Sie sind darüber hinaus als Jongleur Gausl (Abk. für „Günther aus Linz) bekannt. Hier spielt natürlich Geschicklichkeit eine große Rolle. Kann man daraus ableiten, dass Sie es im Fußball eher mit den Edeltechnikern halten, oder haben Sie doch ein Herz für die Rackerer und Kämpfer?

Ich habe vor sechs, sieben Jahren aufgehört, Fußball zu spielen. Ich habe jeden Dienstag gekickt, das war aber zu gefährlich, da ich mir vor zehn bis zwölf Jahren ohne Fremdeinwirkung das Kreuzband gerissen hatte. Ich war immer Mittelstürmer, das glaubt man zwar nicht, wollte aber immer Tore schießen. Oft wurde ich auch unterschätzt, so habe ich, wenn ich den Ball bekommen habe, auch Treffer erzielt. Ich war der, der die Wuchtel abschießen wollte, aber schon eher der Rackerer, was hier wieder mit meiner Verwandtschaft zu Leo und Stefan Lainer korrespondiert. Auch die sind ja keine Edeltechniker.