Der Weg des Gernot Trauner


Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk reiht Gernot Trauner eine Topleistung an die nächste. Viele Experten bezeichnen ihn als besten Innenverteidiger Österreichs. Nach zwei Jahren Pause hat der Linzer im Herbst ein fulminantes Comeback im Nationalteam gefeiert. Unser Kapitän im Porträt.

Seine ersten sportlichen Fußabdrücke hinterließ der aus einer äußerst fußballaffinen Familie stammende Innenverteidiger bei seinem Stammverein SV Kematen am Innbach, der aktuell in der 2. Klasse Mitte-West vertreten ist. „Als Gernot mit seinem Vater zu uns gekommen ist, hat man sofort gemerkt, dass er beweglich und technisch begabt ist. Der Ball war bei ihm immer am Fuß, auch hatte er damals schon diese gewaltige Übersicht“, erzählt uns Karl Karazi, einer seiner ersten Nachwuchstrainer beim sympathischen Verein aus dem Hausruckviertel, der auch den enormen Willen des nunmehrigen Nationalspielers ins Treffen führt. „Was besonders herausgestochen ist, war sein Ehrgeiz“, so Karazi, der – zusammen mit dem damaligen Vereinsobmann – Gernot auch regelmäßig zu dessen Spielen in der Fußballakademie nachgefahren ist. „Es gibt von ihm einfach nur gute Sachen zu erzählen. Er war immer ein lustiges Bürschchen, das sich mit allen verstanden hat. Er hat auch nicht lamentiert, wenn er aufgrund seines Talents einmal etwas auf die Füße bekommen hat!“

 

Von der Akademie zum Derby-Debütanten

„Ich hatte in Kematen viele Freunde und habe dort eine schöne Zeit erlebt. Man läuft sich immer wieder über den Weg und erinnert sich gerne zurück“, schwärmt auch Gernot heute noch von seinen ersten Jahren am Fußballplatz. Noch mit einem Kematner Spielerpass ausgestattet, absolvierte er Ende der Zweitausenderjahre sehr erfolgreich die damals noch dem Fußballverband unterstellte Fußballakademie Linz (heute AKA LASK Juniors OÖ). „Man kann schon sagen, dass ich mir hier die Basis geholt habe. Das war ein erster Schritt zu einem richtig professionellen Training, wo man wirklich vier-, fünf-, sechsmal pro Woche trainiert und gespielt hat. Das war gewiss der erste Step in den Profifußball, vor allem taktisch und technisch konnte ich mich hier verbessern, ermöglicht wurde dies durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem LASK und der Fußballakademie.“

An sein Bundesliga-Debüt am 31.7.2010 erinnert sich Trauner, der damals von LASK-Cheftrainer Helmut Kraft in der 78. Minute im Match gegen Ried für René Aufhauser eingewechselt worden war, noch gut. „Das erste Spiel bleibt einem schon hängen. Es war natürlich schade, dass wir das Derby (Anm. der LASK unterlag damals in Ried mit 0:1) verloren haben. Ich war zum damaligen Zeitpunkt schon nahe an der ersten Mannschaft dran.“

Auf Gernots erste Profisaison folgte bis zur Spielzeit 2012/13 eine durch eine komplizierte Hüftverletzung verursachte Zwangspause, in der der Defensivmann aber nie die Hoffnung verlor. „Ich habe nie aufgegeben, hatte meine Therapeuten um mich, die mich immer wieder positiv gestimmt haben und daran geglaubt haben, mich zurückzubringen. Ebenfalls geholfen hat mir der Rückhalt meiner Familie, die sehr viel Zeit, aber auch Geld, in Therapien investiert hat.“

 

Draufgabe Nationalmannschaft

Seit der Rückkehr von seiner Verletzung ging es für Gernot Trauner bekanntlich stetig bergauf. Nach konstanten Top-Leistungen beim LASK durfte jener Mann, der bereits im Nachwuchsbereich das rot-weiß-rote Trikot getragen hatte, am 16.10.2018 gegen Dänemark im A-Nationalteam debütieren. Nach einer zweijährigen Nominierungspause und weiteren herausragenden Leistungen beim Verein folgte im vergangenen Herbst ein fulminantes Team-Comeback gegen Luxemburg, bei welchem er die österreichische Nationalmannschaft mit einem Kopfballtreffer auf die Siegerstraße brachte. Dass seine Teamkarriere für zwei Jahre unterbrochen war, nahm der Kapitän der Athletiker gelassen. „Ich habe immer geschaut, dass ich beim LASK meine Leistung bringe, das Nationalteam war immer eine Draufgabe für mich. Als ich dann lange nicht dabei war, bin ich ganz ruhig geblieben. Für mich ist wichtig, dass es beim LASK läuft, auf diese Weise kann ich mich am besten in Szene setzen. Ich habe mich gefreut, dass ich gegen Luxemburg mit einem Tor aufzeigen konnte, aber auch, dass sich andere LASK-Spieler in Szene gesetzt haben. Was beim letzten Lehrgang passiert ist, war absolut positiv für meine Kollegen und mich!“

 

„Versuche, Führungsrolle einzunehmen“

Sowohl auf als auch neben dem Platz ist Trauner für die Mannschaft ein Leitwolf, der vorangeht. Auch, wenn er per se nicht unbedingt ein extrovertierter Charakter ist. „Ich denke, dass ich mittlerweile schon lauter bin. Ich bin nicht der Typ, der von Haus aus laut ist, versuche das aber so zu praktizieren, weil ich weiß, dass es für die Mannschaft wichtig ist. Ich versuche, eine Führungsrolle einzunehmen und auch abseits des Platzes Verantwortung zu tragen. Bei uns darf generell jeder etwas sagen, das wird im Team von mehreren geprägt.“ Dass es darüber hinaus nicht einfach ist, gegen den Linzer Kapitän zu spielen, wissen gegnerische Stürmer nur allzu gut. „Das war nicht immer angenehm. Gernot ist einer, der dir keinen Zentimeter schenkt. Auch ist es ganz schwer, gegen ihn ein Kopfballduell zu gewinnen“, schildert etwa Ex-Mattersburg-Stürmer Andreas Gruber seine Eindrücke aus früheren Duellen mit dem Teamspieler.

 

Familienmensch Trauner

Auf dem Platz gefürchtet, ist Gernot privat ein absoluter Familienmensch. „Familie ist für mich das Wichtigste. Egal ob es dir gut oder schlecht geht, die Familie ist immer für dich da. Daraus kann man enorm viel Kraft generieren. Auch wenn es sportlich einmal nicht so gut läuft, steht die Familie immer zu dir. Mir ist daher wichtig, dass ich meine Familie und die engsten Freunde um mich habe“, so der Abwehrchef, der zuletzt mit der Geburt eines Julian David ein drittes Mal Vater wurde. „Für mich ist wichtig, dass wir zusammenhalten und alles rund um unsere drei Kinder gemeinsam gut meistern.“

Für aufwendige Hobbys hat der Familienvater freilich aktuell keine Zeit. „Wenn meine Frau und ich es einmal ruhiger angehen, sehen wir uns gerne Serien an.“ Angesprochen auf ein Steckenpferd, das die Öffentlichkeit bislang noch nicht kennt, verrät unser Kapitän mit einem Schmunzeln: „Meine Frau und ich haben in letzter Zeit auch begonnen, Kreuzworträtsel zu lösen!“ Ein schöner Schlusssatz von einem Mann, der auch in der Rückrunde wieder die gegnerischen Stürmer vor unlösbare Rätsel stellen wird.