Seit Mai dieses Jahres ist Manuel Takacs sportlicher Leiter der AKA LASK Juniors OÖ. Vor seinem Engagement in Linz war der 35-Jährige federführend an der beachtlichen sportlichen Entwicklung der burgenländischen Fußballakademie beteiligt. In einem äußerst kurzweiligen Interview mit dem „Nullachter“ spricht der gebürtige Schachendorfer unter anderem über die Pläne zur Neuaufstellung der schwarz-weißen Talenteschmiede und die Weiterentwicklung des Scoutingbereichs. Auch erläutert Takacs den Weg in die Fußballakademie.
Du warst viereinhalb Jahre lang in der Fußballakademie Burgenland tätig, zuletzt auch deren Leiter. Was hat für dich den Ausschlag gegeben, nach Linz zu wechseln?
Gemeinsam mit dem damaligen Kooperationsklub SV Mattersburg haben wir die Akademie im Burgenland auf einen richtig guten Weg gebracht. Der Austausch zwischen den sportlichen Führungspersönlichkeiten des SVM und mir als Sportchef der AKA war richtig gut, es wurde stets an einem Strang gezogen. Dann hat mir persönlich die Commerzialbank-Pleite und die Insolvenz des SVM natürlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Es hat plötzlich keine Perspektive mehr nach oben gegeben, da beginnt man natürlich schon zu überlegen. Nach dem Aus des SVM haben sich auch für mich rasch neue Möglichkeiten aufgetan. Neben dem LASK haben sich auch noch zwei andere Klubs um mich bemüht, darunter ein Zweitligist, mit dem ich mich hinsichtlich eines Cheftrainerpostens schon getroffen hatte. Auch die Möglichkeit in einem NLZ in Deutschland als Trainer zu arbeiten, hätte es gegeben. Mir hat jedoch das Gesamtprojekt LASK bzw. Akademie LASK Juniors OÖ von Beginn an richtig gut gefallen. Konkret hat mir die Art und Weise, wie man versucht, Fußball zu spielen – speziell der Überbegriff der Intensität – richtig imponiert. Ich habe daher den Schritt, als U18-Trainer zum LASK zu gehen, als sinnvoller angesehen, als in die 2. Liga zu gehen oder den Schritt ins Ausland zu wagen.
Du hast bereits während deiner aktiven Spielerzeit als Trainer gearbeitet. Wusstest du schon sehr früh, dass du einmal diesen Weg einschlagen möchtest?
Ich selbst habe als junger Spieler den ersten Jahrgang der Frank-Stronach-Akademie besucht. Ich habe dort zwar immer gespielt, aber schulisch nicht reüssiert. Mit 15 hatte ich dann meinen ersten Einsatz in der Burgenlandliga (Anm. vierte Liga), mit 17 wurde ich Stammspieler in der Regionalliga Ost. Ich habe dann auch in Hartberg Regionalliga gespielt und hatte insgesamt zwei-, dreimal die Möglichkeit, Profi zu werden, es aber aufgrund jugendlichen Leichtsinns selbst vergeigt. Diese Vorgeschichte hilft mir nun, fokussiert zu sein, was im Profifußball essenziell ist, um bestehen zu können. Ich habe für meinen Teil als Spieler schon gewusst, dass ich einmal diesen Weg einschlagen möchte. Wenn das nicht geklappt hätte, wäre ich jetzt Mittelschullehrer für Deutsch und Sport. Ich war in diesem Beruf drei Jahre tätig, bevor ich dann die Akademie im Burgenland geleitet habe.
Ganz oben auf der Agenda steht bekanntlich eine Neuaufstellung der AKA LASK Juniors OÖ. Was genau kann man sich als Fan darunter vorstellen?
Ich denke, dass wir im Bereich der Trainingsarbeit bereits auf einem richtig guten Weg sind. In erster Linie wird es darum gehen, in den Strukturen Veränderungen vorzunehmen. Das betrifft beispielsweise den Scouting-Bereich. Hier gilt es, die besten Spieler zum LASK zu holen. Wir achten hier durchaus auf Regionalität. Ich bin der Meinung, dass wir in Oberösterreich sehr gute Spieler haben, sei es bei den Vereinen, aber auch in der Talenteschiene des Oberösterreichischen Fußballverbandes (LAZ und Landesauswahl) oder natürlich im eigenen Nachwuchs. Natürlich wollen wir am Ende des Tages aber die Besten für die Akademie bekommen, zumal es darum geht, Spieler für den Profibereich auszubilden. Da darf nichts dem Zufall überlassen werden. Wichtig ist hier stets das Gesamtpaket, bestehend aus Sportlichem, Schulischem und Disziplin. Es können natürlich auch in jungen Jahren Verletzungen auftreten. Wir müssen daher auch schauen, dass die Jungs mit voller Disziplin in der Schule arbeiten. Auch außerhalb des Platzes ist mir Disziplin sehr wichtig. Aktuell sind wir etwa dabei, die medizinische Betreuung gemeinsam mit dem LASK-Teamarzt Dr. Hochgatterer neu aufzustellen. Hierbei soll es sich um ein Team von Medizinern handeln, das mit dem LASK-Chefarzt im ständigen Austausch ist. Weiters ist es mir wichtig, auf dem Mitarbeitersektor Kontinuität hineinzubringen. Man kann nur etwas entwickeln, wenn Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum am gleichen Projekt mitwirken. Beispielsweise hatte die aktuelle U15 (Jg. 2006) in einer Saison drei Trainer. Ich möchte Mitarbeiter installieren, die die Qualität haben, sich im Verein für höhere Aufgaben zu empfehlen. Natürlich geht das aber nur sukzessive. Auch im Bereich des sportlichen Leiters der AKA hat es bei uns in den letzten Jahren sehr oft Veränderungen gegeben. Ich habe der Führungsetage mitgeteilt, dass ich diesen Weg gerne über die Jahre mitgehen möchte, zumal es sich um einen gesamten Prozess handelt, der weiterentwickelt werden muss. Eine Akademie muss entwickelt werden. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit dem Verein und diesem Projekt. Ich habe im Fußballbereich bislang generell nur Möglichkeiten angenommen, mit denen ich mich auch vom Herzen her identifizieren konnte. Der LASK steht und fällt für mich mit Emotionen und Intensität. Der Fußball ist natürlich schnelllebig, aber wenn es nach mir geht, sehe ich mich für längere Zeit in der Position des Akademieleiters, zumal ich sehr viel Potenzial sehe, das brach liegt.
Wofür soll die Akademie als Institution generell stehen, welche Philosophie möchtest du ihr mitgeben?
Mir ist wichtig, die von Sportdirektor Dominik Thalhammer vorgegebene Philosophie von oben nach unten umzusetzen. Hierzu braucht es einen stufenweisen Ausbildungsplan. Wir sind dabei, diesen zu entwickeln, noch mehr ins Detail zu gehen und das schließlich bis in die U6 umzusetzen. Wir wollen für das Wort „Intensität“ stehen. Das gilt es auch auf Mitarbeiterebene in der täglichen Arbeit vorzuleben. Wichtig sind mir Werte wie Disziplin, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Gespräche müssen auf Augenhöhe stattfinden, das ist auch auf Spieler- und Elternebene wichtig.
Nun hat der LASK in den letzten Jahren auf Bundesligaebene eine spezielle Spielidee forciert. Wie wird diese konkret im Nachwuchsbereich umgesetzt?
Wir identifizieren uns komplett mit dem, was oben passiert. Das Spiel gegen den Ball mit hohem Pressing bzw. das Umschalten nach Ballgewinn mit Wegspielen auf die möglichst tiefste Option, die Ungeordnetheit des Gegners zu nutzen, um Tore zu erzielen – all das verfolgen wir zu 100 Prozent. Speziell weiterentwickeln müssen wir uns im Ballbesitz. Hier gilt es, kreativer zu werden, den Spielern Möglichkeiten aufzuzeigen, sie aber in ihrer Kreativität nicht einzuschränken. Oftmals passiert es, dass man einen Spielplan vorgibt, den die Spieler umzusetzen versuchen, dann verändert der Gegner plötzlich etwas, und die Jungs finden keine Lösungen mehr. Wir wollen daher vor allem einzelne Spieler besser machen. Es werden ja keine kompletten Mannschaften hochgezogen, sondern einzelne Spieler. Das sind die, die sich im Laufe ihrer Ausbildung durch ihr Engagement und Können in den Vordergrund spielen. Diese wollen wir bestmöglich forcieren. Ich fordere auch von den Trainern, dass sie den Begriff „Intensität“ leben. Dazu braucht es natürlich auch Trainer, die das entsprechend leben, die Jungs durch forderndes Coaching an der Linie pushen, sie vor allem im Spiel gegen den Ball unterstützen.
Hat man sich auch ein konkretes Ziel gesetzt, wie viele Spieler der Akademie jährlich beim Kooperationsverein FC Juniors OÖ in der 2. Liga unterkommen sollen?
Das hängt klarerweise von der Qualität des jeweiligen Jahrgangs ab. Aktuell haben wir vom 2003erJahrgang insgesamt drei Spieler zum FC Juniors OÖ gebracht. Zwei davon haben sogar schon letzte Saison oben gespielt. Wenn ich wiederum an den Jahrgang 2005 denke, haben wir dort sieben Nachwuchsnationalspieler. Im Schnitt wäre es das Ziel, drei bis vier Spieler hochzuschicken. Unsere Aufgabe ist es, die Spieler auch dann in schwierigen Phasen besonders zu unterstützen, ihnen Vertrauen zu schenken.
Die Pandemie hat nicht zuletzt junge Menschen schwer getroffen, auch im Nachwuchssport stand der Fußball lange Zeit still. Konntest du hier gewisse Folgewirkungen feststellen?
Aktuell ist das noch schwer abzusehen. Es war sicher nicht förderlich, dass der Nachwuchssport so lange stillgestanden ist, die Jungs wenig Bewegung gemacht haben. Vor allem konnten die fußballerischen Fähigkeiten nicht weiterentwickelt werden. Man hat natürlich über Heimprogramme in technischer Hinsicht gearbeitet, die Spielfähigkeit kannst du aber nur durch Spiele und Trainingsformen mit Mitspielern verbessern. Schön zu sehen ist aber, dass die Jungs wieder mit enormer Freude am Platz stehen. Der Akademiebereich ist aufgrund der permanenten Covid-19-Testungen und Präventionskonzepte normal gelaufen.
Natürlich interessiert die Fans, was in den nächsten Jahren nachkommt. Wenn wir konkret in die Spielerebene eintauchen: Gibt es aktuell in den Jahrgängen Nachwuchsnationalspieler beim LASK?
In den Jahrgängen 2003, 2004 und 2006 haben wir aktuell je zwei Nationalspieler, bei den 2005ern sieben. Gespannt bin ich auch schon auf die neue U15, das ist eine interessante Mannschaft mit einer Mischung aus körperlich guten Spielern, die aber auch kicken können, sowie auch sogenannten spätentwickelten Spielern, die enorme Spielfähigkeit und Kreativität mitbringen.
Du hast deine U15 im Burgenland nach zwischenzeitlicher Tabellenführung letztendlich auf Platz zwei der ÖFB-Jugendliga übergeben, unsere U18 landete heuer am letzten Platz. Was muss besser werden, damit sich auch im Akademiebereich die Ergebnisse einstellen?
Aus meiner Sicht ist es im Akademie- bzw. Nachwuchsbereich wichtig, eine gute Mischung aus Ergebnis und Entwicklung zu finden. Spieler, die in einer Mannschaft performen müssen, die nur verliert, werden sich nicht so gut entwickeln wie Spieler mit Erfolgserlebnissen. Es ist schon wichtig, in bestimmten Spielen Ergebnisse zu erzielen, der Fokus muss aber auf der Weiterentwicklung liegen. Letztlich steht und fällt alles mit einem passenden Scouting vor dem Eintritt in die Akademie, sprich zum Einstieg in die U15 richtig gute Spieler zu bekommen. Dann liegt es an den Trainern, aus den Spielern das Optimum herauszuholen. Entscheidend ist, dass man sich um die Spieler bemüht. Red Bull muss sich genauso um die Spieler bemühen wie etwa Rapid oder wir. Meine Aufgabe ist es, diesen Kontakt herzustellen, den Eltern unsere Ausbildungsschiene näherzubringen und zu vermitteln, wie wir die Spieler sportlich und schulisch weiterbringen. Hier gilt es enorme Überzeugungsarbeit zu leisten. Das ist anstrengende Arbeit, weil hier viel dazugehört.
Die U16 hat in ihrer Liga wiederum einen respektablen fünften Platz erreicht, wie ist man hier mit der Entwicklung zufrieden?
Hier kann man absolut zufrieden sein, zumal es sich um Spieler handelt, die ein hohes Maß an Kreativität und Spielfähigkeit mitbringen. Die Mannschaft hatte in der Rückrunde eine schwache Phase. Ohne diese Zeit wäre ein Top-Drei-Endrang möglich gewesen. Man muss hier auch dem Trainerteam Enengl/Jaramaz gratulieren, das richtig gute Arbeit geleistet hat.
Die U15 wurde Vorletzter, wo will man hier konkret ansetzen?
Fakt ist, dass wir gewisse personelle Veränderungen vorgenommen haben. Von der U18 dürfen in der kommenden Saison drei jahrgangsältere Spieler in der nunmehrigen U16 eingesetzt werden. Das werden wir auch definitiv in Anspruch nehmen. Ich denke schon, dass wir heuer vor einer anderen Ausgangsposition stehen. Auch wenn wir nur Vorletzter geworden sind, hat sich gezeigt, dass der eine oder andere interessante Spieler dabei ist. So gilt es, die Spieler besser zu machen und sie für die U18 vorzubereiten.
Angenommen ich bin 13 Jahre alt, spiele bei einem oberösterreichischen Verein und habe Talent. Wie genau funktioniert der Weg in die AKA LASK Juniors OÖ?
Auf unserer Homepage (fussballakademie-linz.at) ist dieser Weg exakt und mit einer umfangreichen Grafik abgebildet. Dort finden sich stets auch die aktuellen Termine und Anmeldefristen. Seit die Jungs nach Corona wieder trainieren dürfen, haben wir die oberösterreichischen LAZ-Spieler genau unter die Lupe genommen sowie natürlich unsere eigenen Nachwuchsspieler, die wir ständig unter Beobachtung haben. Mit Schulbeginn startet der Sichtungsprozess betreffend Vereinsspieler, eine Woche später jener der LAZ-Spieler aus den anderen Bundesländern, die zu einem Sichtungstraining kommen. Hier bekommen die Spieler jeweils wenige Tage danach eine Verständigung per E-Mail, ob sie in diesem Prozess weiter sind oder nicht. Diejenigen, die übrig geblieben sind, kommen in die erste fußballspezifische Testung, in welche auch die oberösterreichischen LAZ- sowie die LASK-Spieler einsteigen. Hier gibt es einen weiteren Sichtungstag, hier kommt man auch wieder weiter oder nicht. Danach folgt eine sportmotorische Testung, dann steht der Kader für die neue U15.
Du hast das wichtige Thema Scouting bereits angesprochen. Wie genau sind wir hier aufgestellt, wie wird hier konkret gearbeitet, gibt es eventuell Veränderungen?
Es ist natürlich so, dass ich nicht alle Spieler in Oberösterreich kennen kann. Trotzdem ist es mein Ziel, unsere eigenen im LASK-Nachwuchs zu kennen, vor allem ab dem Bereich U12/U13. Zusätzlich muss ich die oberösterreichischen LAZ- und Auswahlspieler kennen. Hier schaue ich mir Spiele und Trainingseinheiten an. Wir haben nun einen eigenen Scout für den Raum Wien-Niederösterreich sowie einen für die Region Vorarlberg-TirolSalzburg. Unsere Scoutingabteilung ist noch im Entstehen, ich bin aber schon richtig zufrieden, dass wir jetzt mal diesen aktuellen Stand haben. Alles Übrige versucht man über Kontakte in Erfahrung zu bringen. Fakt ist jedoch, dass wir uns in diesem Bereich noch weiterentwickeln müssen, auch in personeller Hinsicht.
Ebenfalls relativ neu ist die Kooperation mit der Sportmittelschule Kleinmünchen. Wie sieht diese Zusammenarbeit im Detail aus, und welche Vorteile siehst du darin?
Von dieser Zusammenarbeit soll sowohl die AKA LASK Juniors OÖ als auch die Sportmittelschule Kleinmünchen profitieren. Wenn ein spätgeborener Spieler bereits zum U15-Kader zählt, aber die Mittelschule noch fertig absolvieren muss, also noch nicht ins Gymnasium oder in die Handelsschule einsteigen kann, hat er hier die Möglichkeit, die vierte Klasse in der Sportmittelschule abzuschließen. Das geschieht dort mit Rücksichtnahme auf den Trainings- und Wettkampfkalender. Auch nehmen wir umgekehrt auf die Schule Rücksicht, wenn wir merken, dass der Spieler diesbezüglich Probleme hat. Diese Zusammenarbeit ist enorm wichtig, wir haben darüber hinaus mit BORG und HASCH tolle Kooperationen, hier sind wir richtig gut aufgestellt.