Am Donnerstag trifft der LASK im ersten Gruppenphasen-Heimspiel der UEFA Europa Conference League auf den israelischen Serienmeister Maccabi Tel-Aviv FC. Doch was muss man als Fan über den zweiten Gruppengegner wissen? Dies ist ein Gastbeitrag von Philipp Eitzinger, Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie von Ballverliebt.
Dieser Artikel ist als Orientierung und Service für LASK-Fans und alle Fußballinteressierten gedacht und spiegelt nicht zwingend die Meinung des LASK-Trainerteams wider.
Wie auch Gruppengegner HJK Helsinki ist Maccabi Tel-Aviv Rekordmeister seines Landes, 23 Titel stehen für die Dunkelblau-Gelben zu Buche. In den letzten neun Jahren war man nie schlechter als Liga-Zweiter. Zweimal spielte man in der Gruppenphase der Champions League (Herbst 2004 und Herbst 2015), vor einem Jahr scheiterte Maccabi im CL-Playoff an Salzburg. Der Verein repräsentiert eher das bürgerliche Lager Tel-Avivs, während Lokalrivale Hapoel der Arbeiterklub ist.
Die Spielanlage ähnelt durchaus jener des ÖFB-Nationalteams. Als Spitzenklub in der Liga ist man es gewöhnt, mehr Ballbesitz zu haben. Man lässt den Ball gut und sicher in der Abwehr und im Sechserraum des 4-2-3-1 zirkulieren und schiebt dabei relativ hoch, sofern der Gegner das zulässt. Nach vorne geht es entweder über Lochpässe durch das Zentrum oder – was favorisiert wird – über die Außenbahnen. Bestimmendes Element sind die langen Seitenwechsel, die oft relativ genau ankommen. Wie man selbst reagiert, wenn der Gegner Angriffspressing spielt, ist nicht letztgültig zu beantworten, weil man es damit auf höherem Niveau in dieser Saison unter dem erst seit Sommer amtierenden Trainer Patrick van Leeuwen noch nicht zu tun bekommen hat.
Die individuelle Qualität ist für ein Team aus Israel (Platz 21 im UEFA-Ranking) sehr hoch und viele Spieler waren auch bei Isaraels Siegen 2019 und 2021 gegen Österreich mit dabei – Sechser Yeini (der auch IV spielen kann), Glazer und Biton im zentralen Mittelfeld etwa, auch Außenverteidiger Davidzada. Zu beachten gilt es die weiten Einwürfe von Innenverteidiger Luis Hernandez, die wie Eckbälle oder Freistöße bis zu 30 Meter weit ins Zentrum fliegen. Maccabi fühlt sich auch wohl, wenn man einen Gegner im Angriffsdrittel anpressen kann, vor allem wenn dieser versucht, das Spiel flach aufzubauen.
Sofern man die Maccabi-Abwehr nicht vor Aufgaben in höherem Tempo stellt, steht sie recht sicher. Es ist aber sehr wohl möglich, sie mit schnellen Pässen, unerwarteten Laufwegen oder auch speziellen Standard-Varianten auszuhebeln. So wurde Maccabi zuletzt im Liga-Spitzenspiel gegen Haifa von einem unüblich ausgespielten Eckball überrascht und musste ein Gegentor hinnehmen. Zudem hapert es in dieser Saison im Angriff: Die besten Torschützen der letzten Saison wechselten ins Ausland (nach Italien bzw. Türkei), auf Neuzugang Stipe Perica (letztes Jahr Joker bei Watford in der zweiten englischen Liga) lastet die alleinige Hauptverantwortung in puncto Torerfolg.
Als Vizemeister in Israel musste Maccabi gleich in der UEFA Europa Conference League starten. Dort traf das Team zunächst auf Sutjeska Niksic aus Montenegro (0:0 und 3:1), dann auf Spartak Trnava aus der Slowakei (0:0 und 1:0). Im Playoff setzte sich das Team gegen den kasachischen Vertreter Schachtior Karaganda mit 2:1 und 2:0 durch. Im ersten Gruppenspiel kamen die Israelis zu einem ungefährdeten 4:1-Erfolg über Alashkert.
Zweifellos ist Maccabi Tel-Aviv das mit Abstand stärkste Team, auf das der LASK in dieser Gruppe trifft. Die Abwehr ist gut, der Aufbau ballsicher und die Rädchen greifen ineinander. Sicher sind die Israelis nicht unschlagbar, aber in der österreichischen Bundesliga wäre nur Salzburg deutlich über Maccabi zu stellen, ein Platz im Europacup wäre dem Team praktisch sicher.