„MIR TAUGT DIE SPIELPHILOSOPHIE“


Im vergangenen Winter fügte der gebürtige Linzer Vincent Kriechmayr seiner fulminanten Karriere mit Doppel-Gold bei der WM in Cortina d´Ampezzo sowie dem Gewinn der Kristallkugel im Super G zwei absolute Meilensteine hinzu. Der sympathische 29-Jährige sparte auch in den größten Stunden des Erfolgs nicht mit Sympathiebekundungen zum LASK. Im Exklusiv-Interview mit dem Nullachter verrät uns der rot-weißrote Ausnahmekönner unter anderem wie er die Spiele der SchwarzWeißen verfolgt und an welches legendäre LASK-Trikot er noch heute denken muss.

Angenommen der LASK bestreitet heute Abend ein Spitzenspiel in der Bundesliga oder ein Spiel im Europacup. Was geht einem Vincent Kriechmayr in Momenten wie diesen durch den Kopf, wie sieht deine Gefühlswelt an Spieltagen aus?

Da ich grundsätzlich sehr viel unterwegs bin, habe ich natürlich nicht immer Zeit, mir die LASK-Spiele anzusehen. Wenn ich nicht vor dem Fernseher bin, schaue ich mir zwischendurch die Spielstände an und drücke dem LASK die Daumen. Ich bin natürlich ein Fan, aber immer vor dem TV-Gerät zu sitzen, wenn der LASK spielt, geht sich mit der sportlichen Tätigkeit nicht aus. Natürlich verfolge ich aber den LASK und schaue mir die Highlights an.

Du hast bereits mehrfach öffentlich deine Sympathie zum LASK bekundet. Wie bist du einst Fan geworden, gab es das berühmte Schlüsselerlebnis?

Das ist schwer zu sagen. Da ich aus Gramastetten komme, war das für mich als Kind bzw. Jugendlicher natürlich sehr naheliegend. Als damals der LASK mit Ivica Vastic wieder in die Bundesliga aufgestiegen ist und dann auch Spieler wie Baur oder Mayrleb hier gekickt haben, war das schon eine sehr coole Zeit. Hier habe ich mitgelebt und mich irrsinnig über die Erfolge gefreut. Mit der coolen Aufstiegssaison hat es sich ergeben, dass ich LASK-Fan geworden bin.

Kannst du dich noch an deinen ersten Stadionbesuch erinnern?

An das erste Spiel kann ich mich gar nicht mehr so wirklich erinnern. Was mir jedenfalls in Erinnerung geblieben ist, sind die coolen Umbro-Dressen, die es damals gab. Die sind echt ein Klassiker. Ich war früher mit meinem Bruder und mit meinem Vater im Stadion. Als Jugendlicher war ich natürlich bei mehreren Spielen, nun geht sich das leider nicht mehr so oft aus, ich bin vielleicht einmal im Jahr dort. Letztes Jahr wäre ich gerne gekommen, wegen der Pandemie war das letztlich aber nicht möglich. Spätestens wenn der LASK sein neues
Stadion bekommt, sollte es sich aber wieder ausgehen. Ich habe übrigens auch die Stimmung in Pasching immer gut gefunden, freue mich aber natürlich auf das neue Stadion.

Seit damals hat sich natürlich viel verändert. Wie erlebst du den LASK von heute?

Es wurde einfach sehr gut gearbeitet. Es gibt Vereine in Österreich, bei denen man immer wieder von finanziellen Problemen hört und dass wirtschaftlich schlecht gearbeitet wird oder nach Erfolgen der Absturz kommt. Beim LASK merkt man, dass jeder mit Leib und Seele dabei ist und alles Hand und Fuß hat. Es findet eine vernünftige Einkaufspolitik statt, und es werden immer wieder gute Trainer geholt. Auch taugt mir die Spielphilosophie, jeder kämpft, und es wird an einem Strang gezogen. Der LASK hat vielleicht nicht das größte Budget, wobei man sicher gut aufgestellt ist, spielt aber mit seiner Spielphilosophie einen ausgezeichneten Fußball. Das ist das, was ich als Hobbyzuschauer bzw. als einer von neun Millionen Teamchefs beurteilen kann (lacht).

Wie nutzt du die Zeit, die dir zuhause in Oberösterreich bleibt, und was bedeutet Oberösterreich für dich?

Die Zeit hier ist mittlerweile sehr kurz, zumal ich meinen Trainingsmittelpunkt verlegt habe. Ich brauche natürlich die Nähe zu den Bergen, habe mir mein Umfeld mit Trainern daher im Salzburger Raum geschaffen, da gab es keine andere Möglichkeit. Wenn ich zuhause bin, genieße ich die Zeit in meiner Heimat. Meine Wurzeln sind in Oberösterreich, im Mühlviertel, das wird sich nicht ändern.

Ist der Fußball im Weltcupzirkus generell ein Thema, gibt es hier hin und wieder auch Sticheleien unter den Rennläufern?

International nicht. Wir haben natürlich Kontakt mit den deutschen Kollegen, aber deren Fußball ist natürlich viel größer. National gibt es das auf alle Fälle. Wir haben beinahe aus allen Bundesländern Athleten, da wird natürlich immer wieder über Fußball gesprochen. Ich muss aber dazu sagen, dass wir uns alle nicht auskennen, das ist etwa so, wie umgekehrt oft Leute meinen, sie kennen sich beim Skifahren aus. Wenn mir ein Fußballprofi zuhören würde, wenn ich über Fußball spreche, würde er denken, der redet nur Blödsinn. Der Fußball hat einfach einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung, auch bei uns sind nahezu alle Fußballfans, das ist natürlich immer ein präsentes Thema.

Viele Spitzensportler sind in ihrer Jugend mehrgleisig gefahren. Hast du selbst einmal Fußball gespielt?

Wie viele junge Buben, habe auch ich auf alle Fälle Fußball gespielt. Als Kind war ich auch kurz beim Verein, das war aber mehr Gauklerei. Dann habe ich mich auf den Skisport konzentriert. Wir Skifahrer spielen jetzt auch hin und wieder Fußball, aufgrund des Verletzungsrisikos aber nicht mehr in diesem Ausmaß. Es macht jetzt noch Freude, unser Konditionstrainer hat auch immer einen Ball mit, das ist ein schöner Ausgleich. Es würde mich schon mal reizen, mit dem LASK mitzutrainieren (lacht).

Nun schafft es bekanntlich nicht jeder an die Spitze. Hast du einen Ratschlag, den du jungen Sportlern, vielleicht konkret auch den Nachwuchsfußballerinnen und Nachwuchsfußballern beim LASK, mitgeben möchtest?

Als Skifahrer ist das natürlich schwer zu sagen. Grundsätzlich ist das Wichtigste, dass man Spaß daran hat, zumal man es dann gerne und vor allem häufig macht. Wie Skifahren, ist auch Fußball Übungssache. Die Hauptsache ist natürlich, dass die Kinder das gerne machen. Wenn es darum geht, es gut zu machen, darf man nichts dem Zufall überlassen. Fußball ist harte Arbeit. Soweit ich das als Fußballfan beurteilen kann, ist etwa Cristiano Ronaldo ein Paradebeispiel dafür. Talent zu haben, ist schön und gut, man kann damit auch sehr weit kommen. Wenn man wirklich gut werden will, muss man jedenfalls hart arbeiten. Wenn man das macht, kommen die Erfolge von selbst.

Mit Doppelgold in Cortina sowie der Kristallkugel hast du eine Traumsaison hinter dir. Welche Ziele hast du dir für den kommenden Winter gesetzt?

Ich habe mir noch nie in meiner Karriere ergebnisorientierte Ziele gesetzt. Ich habe jedes Jahr das gleiche Ziel, nämlich mich von Tag zu Tag bzw. Rennen zu Rennen in allen Belangen zu verbessern, überall und in jeder Trainingseinheit das Maximum herauszuholen. Das gilt in allen Belangen, nicht nur konditionell, sondern auch mental, und natürlich ist bei uns das Material ein wichtiges Thema. Wenn ich mich in allen Belangen um 100 Prozent verbessern kann, sind das zusammengenommen viele Prozentpunkte.

Zum Abschluss dürfen wir dich bitten, folgenden Satz zu ergänzen: LASK bedeutet für mich…

Ein Stück Heimat. Der LASK kommt aus Linz, aus Oberösterreich und war immer ein oberösterreichischer Verein. Deshalb verbinde ich den LASK auch mit meiner Heimat