„Freue mich, der Mannschaft mit Toren helfen zu können“


Seit Sommer 2021 stürmt Keito Nakamura für den LASK. Der 21-jährige Offensiv-Spieler ist der erste Japaner in den Reihen der Schwarz-Weißen. Im Interview spricht Keito über seine fußballerischen Anfänge, sein schwieriges erstes Profi-Jahr in Japan und sein erfolgreiches erstes Halbjahr beim LASK:

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Beginnen wir mit dem Start deiner Fußball-Karriere – wann hast Du mit dem Kicken begonnen?

Ich habe im Alter zwischen vier und fünf Jahren begonnen und war viele Jahre Teil des Fußballprogramms der Kashiwa Reysol Football School. In den ersten Jahren war Fußball für mich einfach nur ein Hobby. Als ich dann zirka neun Jahre alt war, war für mich aber klar, dass ich eines Tages Profifußballer werden möchte. Das war mein Traum und für den habe ich alles gegeben.

 

Bei uns kommst du zumeist am linken Flügel zum Einsatz – war das immer deine Stammposition?

Ja, ich war schon immer ein Spieler mit viel Offensivdrang, deswegen fühle ich mich im Angriff besonders wohl und bin dort recht flexibel einsetzbar. Zwar spiele ich jetzt beim LASK meistens am linken Flügel, aber auch rechts fühle ich mich wohl und auch als Mittelstürmer oder zentraler offensiver Mittelfeldspieler habe ich schon Einsätze gesammelt.

 

Hast Du einen Offensiv-Spieler, der dir besonders imponiert, quasi einen Lieblingsspieler?

Einen echten Lieblingsspieler habe ich nicht, aber der Spielstil von Marco Reus, insbesondere sein Pressingverhalten, gefällt mir sehr. Von ihm kann ich mir sicher noch viel abschauen.

 

2018 hast du deinen Traum vom Profi-Fußball verwirklicht und deinen ersten Vertrag bei Gamba Osaka in der ersten japanischen Liga unterschrieben. Wie war dieses erste Profi-Jahr für Dich?

Vor meinem Wechsel zu Gamba Osaka spielte ich in einer Highschool-Mannschaft. Dort war ich sehr erfolgreich und habe viele Tore erzielt. Mit entsprechend breiter Brust bin ich dann zu Osaka gekommen, mit der Einstellung „Ich bin der Beste!“. Doch mein erstes Jahr im Profifußball hat mir ganz schnell gezeigt, dass ich noch sehr viel lernen musste. Es war ein völlig anderes Niveau als in der Highschool. Im Training und in den Spielen ging alles viel schneller, die Intensität war höher und die Spieler technisch besser.

 

Das klingt nach einem schwierigen ersten Jahr…

Ja, dieser Sprung in den Profifußball war für mich zu Beginn ein kleiner Schock, oft habe ich nur in der zweiten Mannschaft von Gamba Osaka gespielt. Doch ich habe mich durchgebissen, habe in diesem ersten Profi-Jahr jeden Tag trainiert, auch individuell nach dem Mannschaftstraining. Und das hat sich ausgezahlt: Gegen Ende der Saison wurde ich wieder in die erste Mannschaft hochgezogen und konnte im Saisonfinish dann meinen ersten Treffer in der J1-League erzielen (Siegtreffer gegen V-Varen Nagasaki, Anm.). Es war also ein schwieriges erstes Jahr, aber für meine persönliche Entwicklung war es eine sehr wichtige Zeit.

 

Im Sommer 2019 bist du zu Twente Enschede in die Eredivisie ausgeliehen worden. Dort bist du 18 Mal zum Einsatz gekommen und hast sechs Treffer erzielt. Erzähl‘ uns von deiner Zeit in Holland.

Mein Start bei Twente war großartig: In meinen ersten beiden Spielen habe ich gleich zwei Mal getroffen, beim 1:1-Unentschieden gegen PSV Eindhoven und beim Sieg gegen Groningen. Später habe ich auch noch gegen Ajax getroffen, darauf war ich schon recht stolz.

Der Fußball in Holland unterscheidet sich sehr von dem, was ich aus Japan gewohnt war: Es wird schneller und körperlicher gespielt, dafür nicht so viel Wert auf gute Technik gelegt, wie das in Japan der Fall ist. Ich brauchte einige Zeit, um mich an diese neue Art von Fußball zu gewöhnen. Damals konnte ich außerdem kaum Englisch, was die Kommunikation mit meinen Mitspielern schwierig machte.

 

Du hast es schon angesprochen: In deinem allerersten Spiel in Europa hast du gleich gegen PSV getroffen – wie hat sich das angefühlt?

Es war toll – wir hatten ein Heimspiel, das Stadion war fast ausverkauft und die Fans sind nach meinem Treffer völlig ausgeflippt. Aber um ehrlich zu sein, war mir in dem Moment noch gar nicht so bewusst, gegen welch ein großes Team ich da gerade getroffen hatte. Ich habe mich natürlich über meinen Treffer gefreut – aber nach dem Spiel war ich nicht zu hundert Prozent glücklich. Ich hatte im Spiel noch ein paar Chancen und hätte gerne noch ein, zwei Tore mehr gemacht.

 

Dein Traumstart bei Twente kam bei den Fans gut an, es entstand sogar ein eigener Fansong über Dich – wie hast Du darauf reagiert?

Das war eine großartige Sache. Es war das erste Mal, dass Fans einen Song über mich geschrieben haben und ich habe mich sehr darüber gefreut – mir gefällt er (lacht).

 

Im Februar diesen Jahres bist du schließlich nach Österreich gekommen und hast dich unserem Kooperationsverein FC Juniors OÖ angeschlossen. Was war ausschlaggebend für deinen Wechsel?

Vor meinem Wechsel zum FCJ war ich an den belgischen Klub VV St. Truiden ausgeliehen – dort kam ich aber nicht oft zum Einsatz. Nach einem halben Jahr war mir klar, dass es Zeit für einen Wechsel ist. Ein halbes Jahr fast nur zu trainieren war mir zu wenig. Am Ende des Tages bin ich Fußballer – ich will spielen, so oft es geht. Und diese Möglichkeit hat mir der FC Juniors gegeben. Ich bin dann endlich wieder regelmäßig zum Einsatz gekommen und habe auch einige Tore erzielen können. Es war also in jeder Hinsicht die richtige Entscheidung.

 

Im Sommer folgte dann dein fixer Transfer von Gamba Osaka zum LASK. Wie bewertest du deine ersten Monate beim LASK?

Ich denke, ich habe mich gut präsentiert. Wir hatten im Herbst einige Ausfälle, wodurch ich immer wieder auch in der Startelf zum Einsatz kam. In der Conference League sind mir drei Treffer gelungen, in der Liga einer. Es freut mich, dass ich der Mannschaft damit helfen konnte. Insbesondere meine zwei Treffer beim 2:0 gegen Alashkert bleiben mir in Erinnerung – mit diesem Sieg konnten wir die Qualifikation für die K.o.-Phase fixieren.

 

Abschließend: Was sind deine Ziele fürs neue Jahr mit dem LASK?

Im ersten Spiel nach der Winterpause geht’s für uns im Cup gegen Salzburg. Das wird natürlich eine enorm schwere Aufgabe, aber wir wollen ihnen einen echten Fight bieten. Und ganz generell ist es mein Ziel, dass wir den Erfolgstrend, den wir in den letzten Spielen gestartet haben, im Frühjahr weiter fortsetzen.