Seit vergangenem Sommer schwingt mit Dominik Thalhammer ein neuer Mann das schwarz-weiße Trainerzepter. Nach einem erfolgreichen Herbst mit der Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase und dem Einzug ins Viertelfinale des UNIQA ÖFB-Cups überwintert der LASK im absoluten Spitzenfeld der Liga. Im exklusiven Interview mit dem „Nullachter“ spricht der neue Cheftrainer unter anderem über Detailarbeit, Zielsetzungen für das Frühjahr und besondere Momente, die er gerne mit den LASK-Fans geteilt hätte.
Sie waren in der Saison 2007/08 bereits als Co-Trainer beim LASK tätig. Wie kann man sich die Gefühlswelt eines Trainers, der nach so langer Zeit zu einem Klub zurückkehrt, vorstellen? Haben Sie einen Hauch von Nostalgie verspürt?
Ja, schon! Bereits zu dieser Zeit hatte der LASK eine sehr, sehr gute Mannschaft. Damals haben unter anderem Baur, Mayrleb und Vastic gespielt, das war auch eine coole Truppe. Ich denke aber, dass man das nicht mit jener Situation, in der sich der LASK heute befindet, vergleichen kann. Wie sich der Klub nun präsentiert, welches Umfeld gegeben ist, welche Strukturen es gibt, dazu eine unglaublich lernwillige Mannschaft mit großem Potenzial und Erfolgen – ich denke, das ist eine andere Welt.
Aufgrund der unsäglichen Corona-Pandemie waren im Herbst keine bzw. nur wenige Zuschauer zu den Spielen zugelassen, zudem waren auch abseits des Stadions kaum Begegnungen mit der LASK-Familie möglich. Wie sehr fehlen Ihnen als Cheftrainer diese Emotionen?
Sehr! In den ersten Runden konnten wir in der Raiffeisen-Arena noch vor 3.000, dann vor 1.500 Zuschauern spielen. Selbst hier war es schon großartig, mit den Fans in Berührung zu kommen. Gerade wenn man Spiele wie etwa gegen Tottenham bestreitet, wäre es eine großartige Erfahrung gewesen, solche Erlebnisse mit den Fans und der LASK-Familie teilen zu können. Da ist schon viel Wehmut dabei.
Die Mannschaft hat sich erfolgreich für die Gruppenphase der UEFA Europa League qualifiziert, ist dort mit zehn Punkten knapp ausgeschieden. In der Meisterschaft liegt man im absoluten Spitzenfeld, dazu gelang der souveräne Einzug ins Viertelfinale des UNIQA ÖFB-Cups. Wie fällt Ihr Resümee zum vergangenen Herbst aus?
Ich denke, dass man beim LASK in allen Bereichen eine unglaublich gute Strategie verfolgt, Visionen hat und extrem prozessorientiert arbeitet. Wenn man das letzte halbe Jahr analysiert, belegen die Daten auch, dass die Mannschaft in allen Bereichen top of the league ist. Das macht uns natürlich stolz, auf der anderen Seite wissen wir aber genau, dass wir noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt sind. Wir haben noch viel Potenzial, das motiviert uns tagtäglich, mit noch mehr Enthusiasmus an die Aufgabe heranzugehen. Das Resümee ist positiv, aber auch Auftrag, im Frühjahr noch besser zu werden.
An der Spitze der Tipico Bundesliga ging es im Herbst relativ eng zu. Die ersten Vier sind derzeit nur durch einen Punkt getrennt. Welche Ziele haben sich Trainerteam und Mannschaft für das Frühjahr gesteckt?
Wir wollen unser Spiel stabilisieren. Unser primäres Ziel ist es, das Leistungslevel, das wir im Herbst hatten, zu erreichen, um dann auch peu à peu Schritte nach vorne zu machen und in jenen Bereichen, die unsere detaillierte Analyse ergeben hat, weitere Verbesserungen zu erzielen. Wenn wir das schaffen, werden wir im Frühjahr viele gute Spiele machen und hoffentlich die Leute mit unserer Spielweise begeistern können.
Vor Ihrem Engagement beim LASK waren Sie unter anderem für die Trainerausbildung beim ÖFB federführend verantwortlich. Der erfolgreiche Legionärsboom der letzten Jahre wird immer wieder mit den Fortschritten im Bereich der Fußballakademien in Zusammenhang gebracht. Worauf führen Sie den Umstand zurück, dass in den letzten Jahren auch immer mehr österreichische Trainer den Sprung in internationale Topligen vollziehen konnten?
Ich denke, dass der Trainer und grundsätzlich auch die Trainerausbildung einen großen Impact auf die Entwicklung des Spiels haben. Eine hochqualitative Trainerausbildung macht bessere Trainer, diese wiederum bessere Spieler, letztere führen wiederum zu einem besseren Spiel. Ich denke, dass in Österreich erkannt wurde, dass das einen unglaublichen Impact auf das Spiel haben kann und man viel investieren muss, um hochqualitative Trainer zu bekommen. Ich denke, es sind hier noch Verbesserungen möglich, grundsätzlich geht der Weg in diesem Bereich aber in die richtige Richtung.
Im Rahmen dieser Tätigkeit waren Sie auch mit vielen jungen und ambitionierten Trainern in Kontakt. Welche Trainer-Skills orten Sie in der aktuellen LASK-Mannschaft? Welcher LASK-Spieler wäre aus Ihrer Sicht beispielsweise ein guter Trainer?
Ich denke, dass es in dieser Mannschaft viele Spieler gibt, die die entsprechende Neugier mitbringen. Wir haben Spieler beim LASK, die nach dem „Warum“ fragen. Spieler bzw. Trainer, die genau danach fragen, haben eine sehr hohe Kompetenz, zumal sie nicht wahllos Übungen verwenden oder Dinge tun, sondern sich immer der Effizienz und der Wirkungen ihrer Handlungen bewusst sind. Genau weil sie so denken, bin ich der Meinung, dass viele Spieler hier viele fachliche Kriterien mitbringen. Auch die soft skills sind entscheidend. Auch hier denke ich, dass sehr viele darüber verfügen, zumal wir sehr werteorientiert denken, uns Umgang und Respekt wichtig sind. Aus diesen Gründen bin ich der Meinung, dass wir hier viele mögliche Trainertalente sehen können.
Ihr einstiger Co-Trainer bei der Admira, Alfred Tatar, hat Sie unlängst als „detailverliebt“ beschrieben. Würden Sie dem zustimmen, und – wenn ja – wie äußert sich dieser Umstand in Ihrer täglichen Arbeit?
Ich würde sagen, dass für mich eine gewisse Struktur sehr, sehr wichtig ist. So sind Strategie sowie ein planmäßiges Handeln und Vorgehen sehr wichtig. Der Fußball ist ein sehr komplexes Geschäft, bei dem viele Faktoren einwirken. Letztendlich kommt es auf den Erfolg der Mannschaft an, es gibt aber viele Dinge wie Detailarbeit, die die Erfolgschancen erhöhen und den Zufall minimieren. Daher muss der Trainer versuchen, sämtliche Bereiche auszureizen. Detailarbeit ist aus meiner Sicht somit ein sehr wesentlicher Aspekt.
Mit der Erweiterung des Stabs um die vielzitierten Spartentrainer wurde ein weiterer bedeutender Entwicklungsschritt im Verein vollzogen. Wie kann man sich als Außenstehender die Abläufe der Zusammenarbeit in Ihrem Trainerteam vorstellen?
Es gibt im Trainerteam klare Kompetenzen beziehungsweise Aufgabenverteilungen. Wir haben Spezialisten, die sich mit ihren unterschiedlichen Detailbereichen beschäftigen und in die Tiefe gehen sollen, aber auch über den Tellerrand hinausschauen. Neben der Weiterentwicklung der jeweiligen Bereiche geht es darum, sich stärker individuell mit den Spielern beschäftigen zu können. Ich denke daher, dass das ein spannendes Modell ist, bei dem es nicht auf die Quantität ankommt, sondern die Spezialisierung die Besonderheit darstellt.