„Wenn ich mich für etwas entscheide, bin ich zu 100 Prozent dabei“


Seit der Schlussphase der Vorsaison ist Didi Kühbauer neuer LASK-Trainer. Im Gespräch mit dem NULLACHTER erzählt er, wie er zum Erfolg kommen will, warum ihm das Wir so wichtig ist und warum er 3.500 CDs zuhause hat.

 

Didi Kühbauer, warum haben Sie sich entschieden, den LASK zu übernehmen?

Ich habe am Anfang nicht unbedingt mit einer Anfrage aus Linz gerechnet, aber im Fußball passieren immer wieder Dinge, die man nicht erwarten würde. Der LASK ist ein sehr interessanter Klub, der beachtliche Erfolge gefeiert hat in den letzten Jahren. Zusammen mit dem neuen Stadion war das ein Paket, das sehr attraktiv ist. Ich bin sehr gerne Trainer und arbeite gerne mit so guten Spielern, wie ich sie hier vorfinde. So war für mich schnell klar, dass ich das Team übernehmen möchte. Ich bin voll motiviert und voller Tatendrang.

 

Wie gehen Sie so eine Aufgabe an, gerade am Ende einer Saison?

Anfangs ist man mehr in der Beobachterrolle. Ich habe viele gute Dinge gesehen, mir die Charaktere in der Mannschaft angeschaut und das Team kennengelernt. Dann versucht man, sukzessiv, seine Ideen einzubringen. Die Zeit war in der letzten Saison sehr kurz, mein Stil ist ein anderer als der, der vorher am Spielfeld zu sehen war. Ich habe versucht, einen guten Mix zu finden zwischen dem, was gut war, und dem, wo wir uns verbessern müssen. Daran haben wir auch in der Vorbereitung weitergearbeitet, um nächste Saison wieder erfolgreich zu sein.

 

Wie gehen Sie mit der Erwartungshaltung in Linz um?

Der LASK hat in der jüngeren Vergangenheit große Erfolge gefeiert, der Anspruch ist dadurch ein anderer geworden. Wir müssen den Ball aber flach halten und versuchen, uns zu verbessern. Das geht nur mit harter Arbeit. Unser Ziel ist natürlich, mit diesem Kader an die Erfolge der letzten Jahre heranzukommen. Aber man darf nicht vergessen, dass schon vor meiner Ankunft in Linz viel Veränderung passiert ist. Wir werden Zeit brauchen.

 

Mit welchem Fußball wollen Sie zum Erfolg kommen?

Die Fans werden Pressingfußball sehen, aber nicht mehr so wie früher. Im Fußball hat man grundsätzlich gerne den Ball, aber natürlich ist es einfacher, gegen den Ball zu arbeiten. Wir haben gute Fußballer und müssen sie so einsetzen, dass wir Spiele gewinnen. Balljagen über den ganzen Platz wird es eher nicht mehr geben. Die Spieler waren deshalb auch oft am Limit, weil viele Spiele in der Saison zu absolvieren waren. Man sieht auch bei den internationalen Turnieren, dass das ständige Pressing zurückgeht. Wir werden trotzdem situativ pressen, wir werden Ballbesitzphasen haben, aber auch nicht immer auf Ballbesitz spielen. Das Umschaltspiel wird von Bedeutung sein und am Ende des Tages geht es darum, in beiden Richtungen Dinge gutzumachen.

 

Sie haben gesagt, Sie wollen skeptische Fans mit Leistung überzeugen. Das ist schnell umgeschlagen, es gibt viele Fotowünsche. Warum ist Didi Kühbauer als Spieler und Trainer so beliebt?

Ich glaube, die Menschen bekommen schnell mit, dass ich, wenn ich mich für etwas entscheide, zu 100 Prozent dabei bin. Was nicht heißt, dass ich nicht auch Fehler mache. Ich glaube, ich finde schnell einen Zugang voll mit ihm – und mein Klub ist jetzt der LASK. Wir sind gemeinsam der LASK, das ist mir wichtig, weil das Wir besonders wichtig ist und nicht ich als Einzelperson. Am Ende wird vor allem der Erfolg wichtig sein, um nachhaltig akzeptiert zu werden. Das wissen wir, so ist das Geschäft.

 

Sie arbeiten schon seit Jahren mit Manfred Nastl zusammen. Warum eigentlich?

Lustigerweise kenne ich ihn ursprünglich eigentlich von der Wiener Austria. Später war er bei der Admira Co-Trainer unter Gerhard Rodax und als ich dort Cheftrainer wurde, hat sich diese Verbindung ergeben. Mittlerweile sind wir ein altes Ehepaar. Ich weiß, was ich an ihm habe, er weiß, was er an mir hat. Wir verstehen uns blind. Wir müssen uns nur anschauen und wissen, um was es geht. Wir sind sehr oft am selben Weg, aber er ist kein Ja-Sager. Ich will Leute in meinem Stab, die eine eigene Meinung vertreten.

 

Didi Kühbauer ist nicht nur Fußballexperte, sondern auch Buchexperte. Es heißt, Sie lesen unheimlich viel. Stimmt das?

Ja, es sind tatsächlich um die 60 Bücher im Jahr. Mein Highscore war 95, da war ich vereinslos (lacht). Für mich ist ein Buch ein guter Weg, um runterzukommen. Ich komme dadurch vom Alltagsstress weg. Da wir viel Zeit im Bus verbringen, habe ich viel Zeit dafür. Ich war eben nie ein Kartenspieler, sondern lese lieber ein Buch.

 

Und was liest Didi Kühbauer?

Alles quer durchs Gemüsebeet. Belletristik, Krimis, Fachbücher usw. Ich habe leider die Neigung, alles fertiglesen zu wollen. Selbst die schlechten Bücher. Hörbücher mag ich auch. Zuletzt habe ich „Böses Blut“ von Robert Galbraith (Pseudonym von J.K. Rowling, Anm.) gelesen und „Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig.

 

Musik soll neben Büchern aber auch eine große Leidenschaft von Ihnen sein.
Ja, Musik liebe ich auch. Früher habe ich vor allem Indie gehört, aber Gitarren sind ja leider tot. Bis auf Jazz und Klassik höre ich eigentlich alles, durch meine Tochter sogar Deutschrap, obwohl das eher mit viel Schmerzen. Ich war früher ein richtiger Freak und habe 3.500 CDs angesammelt. Die habe ich alle noch daheim verpackt und nummeriert. Durch Spotify und Co. ist das alles unnötig geworden. Mit dem Wissensstand von heute hätte ich früher weniger Geld dafür ausgegeben (lacht).

Hat Didi Kühbauer auch ein Musikinstrument gelernt?

Ich habe es versucht. Damals, als ich als Spieler nach Österreich zurückgekehrt bin. Ich wollte immer Gitarre und Schlagzeug spielen. Gitarre habe ich probiert. Ich war bei einem Lehrer, der zu mir gesagt hat: „Didi, das ist jetzt gegen mein Geld, aber du musst aufhören, das wird nix.“ – „Du bist der beste Lehrer, du bist ehrlich“, habe ich ihm dankbar geantwortet (lacht).

 

 

Dieses Interview ist in der aktuellen Ausgabe des NULLACHTERs erschienen. Der NULLACHTER ist kostenlos in der LASK-Geschäftsstelle und im HYPO-LASK-Corner auf der Landstraße erhältlich.