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17.4.2025

„Meine Mentalität hat sich stark verändert“

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Neun Monate lang hatte er Tag für Tag für sein Comeback geschuftet. Am 28. März betrat Andres Andrade in Altach erstmals wieder in einem Pflichtspiel für den LASK den grünen Rasen - und krönte seine Rückkehr sogleich mit seinem Premierentor. Im Interview spricht der 26-jährige Innenverteidiger unter anderem über die Zeit in der Reha sowie sein glorreiches Comeback. Außerdem verrät er, wie ihn seine Verletzung in den vergangenen Monaten geprägt hat.

Andres, die Ereignisse haben sich gerade in den letzten Wochen überschlagen. Wie fühlst du dich aktuell? Hattest du schon Zeit, das alles zu verarbeiten?
Nun, ehrlich gesagt, ich bin sehr glücklich. Wie du sagst, es ging alles sehr schnell. Aber ich bin sehr froh, wieder hier zu sein und dem Team helfen zu können. Ich glaube, das Wichtigste ist derzeit für mich, dem Team weiterhelfen zu können. Und ich versuche, mich an das Spieltempo und den Spielrhythmus anzupassen, das der Trainer möchte und mich Schritt für Schritt wieder heranzutasten.

Wie fühlst du dich derzeit körperlich und mental?
Ich fühle mich sehr gut. Ich denke, ich habe eine sehr gute Reha mit den Physiotherapeuten absolviert, besonders mit Javi, der die meisten Zeit mit mir verbracht hat. Mental fühle ich mich auch sehr stark, weil ich mit einem Auswärtstor zurückgekehrt bin. Ich würde lügen, wenn ich sage, das hätte ich gedacht, aber ich möchte so weitermachen und glaube, dass ich eine gute Leistung zeige.

Im Fitnessstudio der Raiffeisen Arena hast du in den letzten Monaten viel Zeit verbracht. Wie blickst du auf das Reha­-Training zurück und wie hat dein Alltag in der Reha ausgesehen?
Du hast Recht, ich habe hier sehr viel Zeit verbracht. Ich kann sagen, dass es eine der härtesten Zeiten in meiner ganzen Karriere war. Aber ich hatte die Gelegenheit, mit guten Trainern zu arbeiten. Sie haben mir sehr geholfen während des gesamten Prozesses, um so stark wie möglich zurückzukehren, sowohl mental als auch körperlich. In unserem Gym habe ich definitiv alle Geräte, die ich brauche, um mich immer weiter zu verbessern.

Als wäre er nie weggewesen: Andres Andrade erwies sich bei seinen ersten Einsätzen sogleich als echter Leistungsträger.

„Es war unglaublich für mich“

Wie sehr hast du das tägliche Training mit deinen Teamkollegen vermisst?
Um die Wahrheit zu sagen, ich habe es sehr vermisst. Es war wirklich schwer, fast zehn Monate lang nicht mit ihnen trainieren und nicht mit ihnen zusammen sein zu können. Ich habe es von außen gesehen und hatte immer das Gefühl, dass ich ihnen helfen wollte. Jetzt bin ich zurück. Ich habe keine Worte dafür. Jetzt möchte ich mich nur darauf konzentrieren, ihnen zu helfen, alles zu geben, was ich kann, und so viele Siege wie möglich einzufahren.

Im Cup-Halbfinale warst du dann erstmals in der Raiffeisen Arena wieder im Einsatz. Wie sehr haben dir denn die Heimspiele vor den Fans in unserer Heimstätte gefehlt?
Es war definitiv unglaublich für mich. Viele gemischte Gefühle, weil ich so lange nicht mehr in der Raiffeisen Arena vor den Fans gespielt habe. Von der ersten Minute an habe ich die Unterstützung bis zur letzten Minute gespürt. Ich glaube, ich habe alles gegeben. Ich habe 105 Minuten gespielt, und ich bin stolz darauf. Am Ende war ich ein bisschen traurig, weil das Ergebnis nicht zustande kam, aber wir müssen weitermachen. Es gibt noch viele Spiele und das Positive ist, dass ich mich hier wie zu Hause fühle. Ich bin wirklich glücklich, zurückgekehrt zu sein und wieder in diesem schönen Stadion gespielt zu haben.

Mit welcher Einstellung betrittst du jetzt das Spielfeld? Hat sich etwas im Vergleich zu früher verändert?
Ich denke, die Mentalität. Denn die Arbeit, die ich in den letzten neun Monaten hatte, war sehr schwierig für mich. Und deshalb hat sich meine Mentalität stark verändert. Ich versuche, meine positive Einstellung auch auf meine Mitspieler zu übertragen, mich ständig zu verbessern und positiv zu bleiben. Das Wichtigste ist für mich, die Spiele zu gewinnen. Das möchte ich weiterhin beibehalten.

Du bist hier bei unseren letzten Heimspielen oft in der Zuschauerrolle gewesen aufgrund der Verletzung. Wie schwer ist es dir gefallen zuzusehen und zu wissen, dass man nicht aktiv eingreifen kann?
Nun, es war wirklich schwierig, weil ich viele Spiele gesehen habe, in denen mein Team litt und ich wusste, dass ich etwas tun könnte, um zu helfen. Es war nicht einfach, aber letztendlich habe ich dann eingesehen, dass ich es akzeptieren muss, weil ich für eine lange Zeit ausfalle und mich so schnell wie möglich erholen musste, um dem Team zu helfen. Aber ich kann dir sagen, dass ich von außen immer mein Bestes gegeben habe, sie unterstützt habe, den jüngeren Spielern gute Ratschläge gegeben habe. Und ich denke, das war auch eine Art, wie ich versucht habe, das Team zu unterstützen, obwohl ich verletzt war.

In der Raiffeisen Arena fühlt sich Andrade wie zuhause.

„Sie waren eine große Stütze“

Wer hat dir während deiner Verletzung am meisten Kraft gegeben?
Ohne Zweifel meine Familie, meine Frau, meine Mutter, sie sind alles für mich, und sie waren ein wesentlicher Faktor. Mir ist es anfangs mental nicht gut gegangen und gerade zu dieser Zeit haben sie mir sehr geholfen. Sie waren, ohne Zweifel, eine große Stütze, genau wie viele Leute aus Panama und auch der Support aus Linz war großartig. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft und wäre heute nicht wieder so zurück.

Was hast du während deiner Verletzung gelernt?
Die Verletzung hat mir viele Lektionen erteilt, da es sehr hart für mich war. Aber was ich sagen kann, ist, dass ich mich selbst nie aufgeben werde. Das ist auch das, was ich gelernt habe, und ich versuche, die Leute zu motivieren, die ebenfalls so eine Verletzung erlitten haben. Ich möchte ihnen mit auf den Weg geben, dass sie positiv bleiben müssen, mit einer starken Mentalität, und dass sie trotz der schweren Verletzung weitermachen können. Ich will ein Beispiel dafür sein, dass Ziele erreicht werden können und, dass wir alles schaffen können, was wir wollen.

Und was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich möchte gerne mit meinem Team noch etwas Großes erreichen und den LASK nicht verlassen, ohne etwas gewonnen zu haben. Ein weiterer Schritt wäre es dann, den Sprung in eine Top-Liga in Europa zu schaffen und ich möchte mein Land stolz machen. Aber mal sehen, was die Zukunft bringt.

Ende März in Altach krönte Andrade sein Comeback mit dem ersten Pflichtspieltor für den LASK.

„Das hatte ich nicht erwartet“

Gegen Altach auswärts war es endlich so weit! Dein langersehntes Pflichtspiel­-Comeback: Wie hat es sich angefühlt, wieder auf dem Platz zu stehen?
Um ehrlich zu sein habe ich es nicht erwartet, in der Startelf zu stehen und dann auch noch das Spiel mit einem Tor zu beenden. Es war unglaublich, dieser Moment, nach all dem, was ich durchlebt habe. Es war eine Woche voller positiver Dinge und guter Erfahrungen. Und auf diese Weise zurückzukehren, dem Team mit einem Tor zu helfen, war für mich unglaublich. Zweifelsohne muss ich dafür Gott danken und dem Trainerteam des LASK, dass sie mir geholfen haben. Ab jetzt geht's wieder bergauf. Ich möchte fokussiert bleiben und dem Team weiterhin viel Freude bereiten.

In den ersten beiden Partien, wo du nach deiner Verletzung wieder mitgewirkt hast, hat man vor allem gesehen, dass du der Mannschaft mit deiner Qualität unglaublich weiterhelfen kannst. Wie hast du es geschafft, gleich wieder auf so hohem Niveau zu performen?
Ich denke, es war dank des guten Reha-Trainings. Wie schon erwähnt, war es nicht einfach für mich, aber ich bin hier um dem Team zu helfen, das ist mir sehr wichtig. Ich habe in den beiden Spielen alles gegeben. Vielleicht habe ich ein bisschen übertrieben, aber am Ende wollte ich alles geben. Ich wollte das Cup-Halbfinale unbedingt gewinnen. Aber ich kann dir sagen, dass ich Javi sehr danken muss, der mir von Anfang an bei dieser Reha geholfen hat. Und genauso wie er, auch das Olympiazentrum, das mir geholfen hat, meine Leistung zu verbessern. Und ohne Zweifel bin ich sehr glücklich darüber und möchte so weitermachen.

Den Beitrag gibt es auch in der aktuellen Ausgabe unseres 08ER-Magazins!