Gaiggi Beitrag

5.6.2025

Ein Wechselbad der Gefühle

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Es war zum Greifen nah: Ein letzter Schritt trennte den LASK vom großen Ziel, sich zum siebenten Mal in acht Jahren für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Mit der Niederlage im Play-Off-Final-Rückspiel beim SK Rapid platzte dieser Traum am Ende einer Saison, die so einiges zu bieten hatte und im Lager der Schwarz-Weißen für ein Wechselbad der Gefühle sorgte.

„Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden“, saß der Stachel der Enttäuschung bei Kapitän Tobias Lawal und seinen Teamkollegen nach dem 0:3 im 48. und letzten Pflichtspiel der Saison tief. Eine Partie, die ein Stück weit sinnbildlich für die abgelaufene Spielzeit stand. Obschon die Leistungskurve in den vergangenen Wochen unter Interimstrainer Maximilian Ritscher deutlich nach oben gezeigt hatte, gelang es just im entscheidenden Retourmatch gegen Rapid nicht, die nur drei Tage zuvor im Hinspiel gezeigte Performance auf den Platz zu bringen. „Wir waren heute nicht so mutig, entschlossen und giftig wie im Hinspiel“, befand Coach Ritscher.

Das Saisonfinale endete für die Athletiker mit einer bitteren Enttäuschung.

Deutliche Steigerung unter Interimstrainer Ritscher

Unter ihm war die Mannschaft zuvor neu aufgeblüht. Nach vier Runden in der Qualifikationsgruppe hatte Ritscher das Zepter von Vorgänger Markus Schopp übernommen, in den ersten drei Spielen bejubelten die Schwarz-Weißen 13 Volltreffer – das bedeutete einen Rekordeinstand für einen Bundesliga-Trainer. Von den neun Spielen unter seiner Regie wurden fünf gewonnen, zwei endeten Remis, viermal blieb die Mannschaft ohne Gegentor. In diese Phase fielen auch der höchste Bundesligasieg seit mehr als drei Jahren (6:0 vs. Austria Klagenfurt), die Qualifikationsgruppe schloss man mit einem Punkterekord (23) sowie den wenigsten Gegentoren (3) ab.

„Wir haben versucht, auch in der Qualifikationsgruppe einen guten Fußball zu spielen. Ich denke, das ist uns größtenteils gut gelungen. Sieben Siege und zwei Unentschieden sind nicht selbstverständlich“, bilanzierte Ritscher gegenüber Sky. Die offensiver ausgerichtete Spielanlage machte sich merkbar bezahlt, nicht nur in den Resultaten, sondern auch in der Chancenkreation. So schnellte der xG-Wert unter Ritscher von zuvor 1,43 auf 1,86 pro Spiel in die Höhe. „Wir wollen offensiveren, aktiveren und intensiveren Fußball spielen und man hat gesehen, dass die Mannschaft dazu in der Lage ist“, sagte Sportdirektor Dino Buric.

Unter Interimstrainer Maximilian Ritscher blühte die Mannschaft wieder auf und zeigte sich in Torlaune.

Entscheidende Spiele gingen verloren

Der LASK fand sich am Ende in einigen Rankings weiter vorne wieder, als es die Abschlusstabelle vermuten lässt. Mit nur einem Gegentreffer nach Eckbällen zeichnet man für den Bestwert der Liga verantwortlich, Gleiches gilt für die 17 gesammelten Punkte nach Rückständen. Bei den zu erwartbaren Gegentreffern (xG against) liegt man mit 35,6 pro Spiel knapp hinter Leader Salzburg (35,4). Ebenfalls ein Topwert: 83,1 Prozent aller Flachpässe kamen an den Mann. 

Dessen ungeachtet, gelang es über die gesamte Saison hinweg nicht, die entscheidenden Spiele in die gewünschte Richtung zu lenken. Letztlich neben dem enttäuschenden Start wohl mit ein Grund, weshalb zum zweiten Mal seit Einführung der Ligateilung der Sprung in die Meistergruppe verpasst wurde.

Die Hypothek der fünf Niederlagen in den Runden zwei bis sechs wog schwer, nach dem Trainerwechsel von Thomas Darazs zu Markus Schopp starteten die Schwarz-Weißen eine zwischenzeitliche Aufholjagd mit sechs ungeschlagenen Pflichtspielen en suite. Niederlagen zum Abschluss gegen die Wiener Austria und den WAC verhinderten jedoch ein Überwintern in den Top sechs. Die Ligaphase der Conference League, in welcher man zum fünften Mal seit 2019 in einem Europacup-Hauptbewerb vertreten war, schloss man mit drei Unentschieden und drei Niederlagen lediglich auf Platz 35 ab.

In den Schlüsselspielen hatte der LASK zumeist das Nachsehen.

Winter-Neuzugänge schlugen ein

Im Winter schöpfte man Energie und Zuversicht, auch dank des Trainingslagers in Belek sowie Neuzugängen wie Christoph Lang (fünf Scorerpunkte), Krystof Danek (vier Scorer) oder Ismaila Coulibaly (drei Scorer), die sich rasch als Verstärkungen erwiesen. Die Euphorie des Viertelfinal-Triumphes im ÖFB-Cup gegen Salzburg erhielt durch die torlosen Unentschieden gegen Blau-Weiß Linz und den GAK einen Dämpfer – dennoch kletterten die Athletiker in Runde 19 mit dem Heimerfolg über Rapid wie zuvor nur am ersten und am 14. Spieltag in die Top sechs. Diesen Platz musste man jedoch mit dem 2:4 im letzten Match beim SK Sturm wieder abgeben. Mit dem Cup-Aus im Halbfinale gegen den WAC ging kurz darauf erneut ein Schlüsselspiel verloren – wie nun zum Abschluss in Wien gegen Rapid.

Winter-Neuzugang Krystof Danek avancierte rasch zum Leistungsträger bei den Athletikern.

Fokus auf die Zukunft

Insgesamt 19 Bundesligaspiele bestritten die Athletiker im Frühjahr, zwölf wurden siegreich gestaltet, nur drei verloren. Trotz dieser Bilanz sowie besagter Leistungssteigerung im Finish sind die Linzer kommende Saison zum zweiten Mal seit 2018 nicht im internationalen Geschäft vertreten. „Wir müssen den Fokus auf nächstes Jahr richten“, stellte Sportdirektor Buric unmittelbar nach dem Rapid-Spiel klar. Die Kaderplanung läuft auf Hochtouren, mit Joao Sacramento konnte ein international erfahrener Cheftrainer verpflichtet werden, der bereits in den europäischen Top-Ligen auf höchstem Niveau gearbeitet hat. Der Startschuss erfolgt am 23. Juni in Form von Leistungstests, tags darauf betreten die Athletiker erstmals den grünen Rasen. Und werden alles daransetzen, um das Wechselbad der Gefühle durch harte Arbeit und konstante Leistungen nach und nach wieder in eine Erfolgswelle zu verwandeln.

In der neuen Saison wollen Tobias Lawal und Co. wieder voll angreifen.

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